Autor Thema: SBB - Bahn 2000  (Gelesen 2944 mal)

Gian Bott

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SBB - Bahn 2000
« am: 11. Dezember 2004, 20:21:03 »
Liebe WDP-Kollegen,

Morgen geht in der Schweiz die Bahn 2000 in Betrieb, d.h. es wird eine noch grössere Zugsdichte bei kürzeren Fahrzeiten geben, neue S Bahnen in Zug und Luzern, nach 16 Jahren Wiedereinführung des Autoverlades in Brig Richtung Italien (durch den Simplontunnel) und vieles mehr.

Über den Abschluss des 1. Teiles des Jahrhunterwerkes informiert die WebSite der SBB bestens. Der nächste Höhepunkt im ÖV der Schweiz wird dann in ein paar Jahren die Inbetriebnahme der NEAT sein, mit dem neuen Gotthard- und Lötschbergbasistunnel.

Allein in Zürich werden neu täglich 2202 Züge ein und ausfahren. Dafür wurden kreuzungsfreie Ein- und Ausfahrten in alle Richtungen für rund 1 Milliarde CHF gebaut und ein 2. unterirdischer Durchgangsbahnhof soll auch noch gebaut werden. Jetzt dürfte Euch auch klar sein, warum ich mein Auto vor 27 Jahren verkauft habe, da in Zürich und in der Schweiz der Kluge sowieso im Zuge reist .

Ein Nachteil hat das neue System mit kürzeren Fahr- und Umsteigezeiten. Die Menschen müssen auch sportlicher werden wenn sie die Zeitvorteile nicht mit verpassten Anschlüssen wieder verlieren wollen.

Das Schweizer Fernsehen berichtet morgen Sonntag, 12.12.2004, ab 13:10, direkt aus dem Hauptbahnhof Zürich.

So, das hat nun einmal nichts mit MOBA und WDP zu tun, aber es dürfte auch für MOBA'ner von Interesse sein was in einem Land der lebendigen Bahn passiert, wo neue Strecken gebaut und nicht stillgelegt werden und wo vor allem die Menschen die Bahn auch benutzen und bezahlen, weil sie damit einen Beitrag zum Umweltschutz leisten und "Staufahren" auf Autobahnen nicht zur Lieblingsbeschäftigung der Schweizer gehört. Ohne die ständigen Kapazitätsengpässe würde die Bahn natürlich auch bei uns nicht ausgebaut.  

Gian Bott

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Re: SBB - Bahn 2000
« Antwort #1 am: 14. Dezember 2004, 17:06:50 »
Hallo,

Einfach noch zur Orientierung.

Der Fahrplanwechsel bei den SBB ist ohne nennenswerte Probleme über die Bühne gegangen, obwohl nun über 10% mehr Züge auf dem Schienennetz verkehren.

Leider sind die meisten Züge zwischen Zürich und Bern immer noch überfüllt, dass eigentlich der 1/4 Std. Takt nötig wäre. So fand unser Bundesrat Leuenberger (Verkehrsminister) gestern morgen keinen gepolsterten Sitzplatz in der 1. Klasse, sondern musste auf einer Treppenstufe im IC-Doppelstockwagen Platz nehmen. Grund: Er gab vor Abfahrt des Zuges vor dem Zug Interviews an die Presse und als er einstieg, waren alle Plätze schon besetzt.
Da der Verkehrsminister in meiner Nähe wohnt und in der Schweiz Bundesräte bis heute noch ohne Bodyguards auskommen, kommt es manchmal vor, dass wir zwei morgens kurz nach 06:00 als einzelne Menschen an der Haltestelle aufs Tram (Strassenbahn) warten und so auch interessante Gespräche vor und im Tram bis zum HB zustande kommen, Themen über Bahn- und Luftverkehr gibt es ja genug (Herr Schröder hatte etwa 5 Bodyg. um sich als er unserer Musik im Sept. 2003 vor der Schweizer Botschaft in Berlin zuhörte).

Ich wünsche allen noch einen schönen Abend aus dem am Nachmittag sonnigen Zürich.  

Gian Bott

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Re: SBB - Bahn 2000 - Neuestes
« Antwort #2 am: 28. Dezember 2004, 23:03:51 »
Hallo WDP'ler,

Nun ist der neue, verdichtete und schnellere Fahrplan in der Schweiz bereits über 14 Tage in Betrieb.

Fazit: Er funktioniert besser als der alte Fahrplan.

Neuestes von mir heute erlebtes Beispiel:
Heute Morgen fuhr ich um 8:04 Zürich HB ab nach Meggen (via Luzern) zu meinem MOBA-Händler (Neujahrsapero). Auf die Minute genau kam der Zug in Meggen um 9:23 Uhr an. Um einen Bemo RhB Bernina-Triebwagen "Brusio" und zwei RhB Oldtimerwagen reicher verliess ich das Geschäft im Bahnhof Meggen um 10:33 um mit dem Zug um 10:34 wieder nach Luzern zu fahren. Da ich die Neubaustrecke zwischen Zürich und Bern befahren wollte, bestieg ich in Luzern den IC, um via "Kriegsschleife" bei Zofingen in die Neubaustrecke einzufahren. Punkt 12:00 Uhr kam ich fahrplanmässig in Bern an, Perron wechseln (in 2 Minuten kommt man weit) um mit Doppelstock-IC Punkt 12:02 nach Zürich abzufahren. Punkt 13:00 Uhr war ich wiederum fahrplanmässig in Zürich! Der oberste Fahrplanmacher der SBB hatte mindestens heute Recht, dass man die Uhr nach dem Zuge richten kann .

Ein Problem muss noch gelöst werden. So sind viele Züge auf bestimmten Strecken regelmässig überfüllt (z.B. Zürich-Bern-Zürich), da der Kluge im Zuge reist weil kein Auto in 58 Minuten von Zürich City nach Bern City fährt.

Darum wird auch in Zukunft in des Schweizers liebstes Verkehrsmittel (Eisenbahn) investiert werden. So haben der Stände- wie auch der Nationalrat vor kurzem vom Bundesrat auch bei der Bahn beschlossene Sparmassnahmen wieder rückgängig gemacht, andernfalls hätte das Volk die Initiative ergriffen. Glücklicherweise werden solch eminent wichtige Fragen in der Schweiz immer noch vom Volk und nicht von Politikern bestimmt.  

Offline Ralf Krapp

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Re: SBB - Bahn 2000 - Neuestes
« Antwort #3 am: 29. Dezember 2004, 19:04:37 »
Hallo Gian-A.,
ich habe Deinen Beitrag mit Interesse gelesen. Dass die Schweizer gern mit dem "Bahntli" fahren (hoffentlich habe ich das so richtig geschrieben), dürfte allgemein bekannt sein. Bekannt ist aber auch, dass wie in Deutschland die Fahrpreise nicht gerade billig sind. Deshalb stellt sich mir die Frage, ob die Kosten einer Bahnfahrt von mehr als einer Stunde zum Fachhändler nach Meggen den Einkauf dort aus preislicher Sicht rechtfertigen. Ich könnte mir vorstellen, dass auch in Zürich ein gut sortiertes Fachgeschäft existiert, das man mit dem Fahrrad, zu Fuß oder mit der Tram erreichen kann. Oder war es doch halt ganz einfach die Lust auf Bahnfahren, die Dich nach Meggen getrieben hat??    
Grüße aus Obertshausen (Hessen)
Ralf Krapp
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Gian Bott

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Re: SBB - Bahn 2000 - Neuestes
« Antwort #4 am: 29. Dezember 2004, 19:43:50 »
Hallo Ralf,

 
In Antwort auf:
 Dass die Schweizer gern mit dem "Bahntli" fahren (hoffentlich habe ich das so richtig geschrieben


Es heisst ganz einfach mit der Bahn, ein Bähnli ist ist alles was kleiner wie eine Lok und 2 Wagen ist, aber sogar die Uetlibergbahn ist eine Bahn und kein Bähnli   .


 
In Antwort auf:
 dass wie in Deutschland die Fahrpreise nicht gerade billig sind. Deshalb stellt sich mir die Frage, ob die Kosten einer Bahnfahrt von mehr als einer Stunde zum Fachhändler nach Meggen den Einkauf dort aus preislicher Sicht rechtfertigen


In der Schweiz kennen wir das "Halbtaxabonnement", d.h. fast jeder Schweizer fährt damit zum halben Preis. Dadurch wirkt natürlich der volle Preis für Ausländer und für uns wirklich extrem hoch. Verglichen mit den wahren Kosten eines Autos ist die Bahn aber immer noch sehr günstig. Ich fuhr ja zum Jahresschlussapero zu meinem Händler und im Verhältnis zum getätigten Einkauf (Ersparnis zu meinem Händler vis a vis meines Arbeitsplatzes in Zürich ca. 300.00 CHF) sind die Fahrkosten geschenkt . Im Normalfall beziehe ich die Sachen vom Händler in Meggen via Versand.

Mein Fachhändler in Zürich liegt sozusagen vor der Bürotür.
Leider dauert es bei ihm meistens länger bei Extrabestellungen als bei meinem Händler in Meggen, der beste Beziehungen zu Bemo (meine Hauptspur) unterhält.

Ich hab ja auch geschrieben, dass ich die Neubaustrecke zwischen Zofingen und Bern befahren wollte, daher trifft Deine Aussage am Schluss deines Beitrages zu (sonst macht ja kein normaler Mensch eine Zusatzschleife über Bern, wenn er von Luzern nach Zürich fahren will ). Da ich eine Tageskarte einsetzte ergab dieser Umweg auch keine Mehrkosten für mich (CHF 72.-- 1. Klasse 1/2 Preis).  

Offline Martin Lutz

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Re: SBB - Bahn 2000 - Neuestes
« Antwort #5 am: 29. Dezember 2004, 20:33:42 »
Hallo miteinander,

Dem bleibt noch hinzuzufügen, dass es auch das sogenannte Generalabonnement gibt. Einmal im Jahr gibt man knapp 3000.- CHF aus und kann ein Jahr lang unbeschränkt mit den ÖV (Öffentlicher Verkehr) fahren. Dabei sind auch die meisten Privatbahnen, Postauto und die innerstädtischen Verkehrsbetriebe, Schiffe sowie viele Bergbahnen mit eingeschlossen.

Für Vielfahrer und solche die kein Auto besitzen oder besitzen wollen ist dies eine glänzende Alternative.

Ich denke, ein Auto kostet weit mehr als 3000.- CHF im Jahr wenn man alles einrechnet (Dabei meine ich nicht die Bussen). Mal schnell ausgerechnet bezahle ich fast schon diesen Betrag nur für das Benzin. Dazu kommen Parkgebühren, Parkplatzmiete, Abschreibung des Autos, Versicherungen, Unterhalt, Strassenverkehrsgebühren, Reperaturen, Pneu... usw.

Wenn mans also genau rechnet, merkt man, dass man eigentlich ganz schön blöd ist überhaupt ein Auto zu besitzen.

Daraus folgt, dass es eigentlich genau für einen Zürcher purer Luxus ist, wenn er ein Auto zu Hause stehen hat. Denn genau in Zürich gibt es wohl das dichteste ÖV-Netz der Schweiz

Gruss aus der Provinz  
Gruss
Martin
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Offline B.Michaelsen

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Re: SBB - Bahn 2000 - Neuestes
« Antwort #6 am: 30. Dezember 2004, 13:28:56 »
Hallo Martin !

 
In Antwort auf:
 Denn genau in Zürich gibt es wohl das dichteste ÖV-Netz der Schweiz
 



Ja das ist wohl wahr. In Hamburg hier bei uns geht das auch ganz gut, wenn Du nicht gerade am Flughafen ankommst. Da gibt es bislang noch nicht mal einen Bahnanschluss (auch nicht U-Bahn oder S-Bahn) und vor garnicht sehr langer Zeit fuhr nur ein  privater Busunternehmer die Ankömmlinge zum Hauptbahnhof oder in die Innenstadt.

Inzwischen hat man aber auch hier gemerkt, dass Bahn eine gesunde Alternative zum Fliegen ist ( es gibt auch keine Flüge mehr von Hamburg nach Bremen , was ja immerhin 125 km Luftlinie wäre) und man baut am S-Bahnanschluss des Flughafens......  (Zu einem Fernbahnanschluss hat es einfach mental nicht gelangt   )

Auf jeden Fall wundern sich hierzulande Politiker, warum die Bahn nicht vom Kunden angenommen wird. Dabei hat sie doch alles, was modern ist:  

Hohe Preise, Unpünktlichkeit, dreckige alte Züge, unmotiviertes Personal, schlechte Verbindungen in die Fläche !

Und trotzdem wollen die Leute nicht damit fahren ? Nanu !

Nachdenkliche Grüsse vom gelegentlichen Bahnbenutzer

Bernd Michaelsen  
EC ,IB, HSI, P4 2,4 Ghz, W98, Märklin C-Gleis

Gian Bott

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Re: SBB - Bahn 2000 - Neuestes
« Antwort #7 am: 30. Dezember 2004, 16:55:29 »
Hallo Bernd,

 
In Antwort auf:
 nd vor garnicht sehr langer Zeit fuhr nur ein privater Busunternehmer die Ankömmlinge zum Hauptbahnhof oder in die Innenstadt.  


Jetzt ist mir klar warum wir auf unseren beiden Musikreisen  nach Hamburg (Frühlingskonzerte im CCH) von unseren Hamburger Kollegen mit grünen Bussen und blauem Lämpchen am Flughafen abgeholt wurden   . Ein Flughafen muss eine Bahnanbindung haben, wenn er zur Bahn eine Konkurrenz sein will . Mit dem Zug komme ich doch immer mitten in der City an, sei es in Köln, Hamburg, Berlin, München, Zürich usw., was dem Flieger höchstens unplanmässig gelingt .

 
In Antwort auf:
 Auf jeden Fall wundern sich hierzulande Politiker, warum die Bahn nicht vom Kunden angenommen wird. Dabei hat sie doch alles, was modern ist:
Hohe Preise, Unpünktlichkeit, dreckige alte Züge, unmotiviertes Personal, schlechte Verbindungen in die Fläche !  


Da schätze ich unsere "unmoderne" Bahn, welche pünktlich, meistens sauber ist und jede Menge Verbindungen in die Fläche hat. Ohne diese Verbindungen kann man den ÖV schlicht vergessen! Unmotivierten Personal fand ich aber bei der DB bisher nicht, so wurde mir der Kaffee  vom Schaffner in den ICE's immer an den Platz serviert (in der 1. Kl.). Auch sind die Schaffner zwischen Zürich und Stuttgart und Zürich - München direkt mit unseren Zugbegleitern vergleichbar da die Züge grenzüberschreitend Begleitet werden. So wird der Zug in der Schweiz auch von Deutschem Personal abgefertigt, wie in Deutschland von Schweizer Personal. Unterschiede gibt es da im Service nicht.