Hallo, WDP-Anwender!
Vor gut einem Jahr kam ich mit meiner Anlage in größte Schwierigkeiten, die zunächst als unlösbar erschienen und mich nach monatelangen, vergeblichen Versuchen zwecks Abstellens der Fehler bis an den Rand der Aufgabe unseres schönen Hobbys geführt haben.
Mein Erfahrungsbericht soll allen, die etwa in die gleiche oder eine ähnliche Situation geraten sind oder noch geraten, einen Anhalt für deren Überwindung bieten bzw. dazu verhelfen, gar nicht erst in eine solche, verzweifelt erscheinende Situation zu geraten.
Es handelt sich dabei um einen Erfahrungsbericht. Ich habe keine Fachkenntnisse in Elektronik oder Programmierung, sondern bin – wie die meisten – ein Moba-Fahrer ohne Fachkenntnisse. Daher stelle ich schlicht dar, was mir passiert ist, ohne mir ein Urteil über Produkte oder Unternehmen anzumaßen.
1. Wie so manch‘ anderer habe ich mit einer Rückmeldung auf s88-Basis begonnen, aber schnell die damit zu erzielenden Leistungen als unzureichend empfunden. Da ich aus Berichten anderer von den insoweit hervorragenden Leistungen von Selectrix erfuhr, habe ich mich für dieses System entschieden, um damit nicht nur die Rückmeldungen, sondern auch wichtige Schaltungen – insbes. Weichen – durchzuführen. Selectrix ist nach dem Urteil der Fachleute nicht nur äußerst schnell und zuverlässig, sondern belastet auch den PC nur gering.
Diese hervorragenden Leistungen dieses Systems kann ich nur bestätigen. Die Rückmeldungen laufen bei meiner großen Anlage auch bei vollem Betrieb absolut zuverlässig. Und das gilt – aber erst jetzt – auch für meine Weichen.
Letztere werden durch Servos gesteuert, da ich dem bekannten Märklindesaster in Bezug auf die Weichenantriebe entrinnen wollte.
Da zu jenem Zeitpunkt nur die Fa. Rautenhaus Servodecoder auf Selectrix-Basis anbot, die auch über eine Rückmeldemöglichkeit verfügen, habe ich mir diese beschafft. Bei den Belegtmeldern habe ich mich für die Produkte der Fa. Stärz entschieden, da diese – auch für einen Laien nach einiger Übung – preiswert selbst gebaut werden können – eine Entscheidung, die ich nicht bereut habe.
a. Ich begann dann munter, meine Anlage zu bauen. Alles verlief zunächst prächtig. Allerdings erwies sich die Programmierung der Servodec. von Rautenhaus als schwierig. Es waren verschiedene Kombinationen der Knöpfe der Programmiermaus zu drücken, wobei diese Kombinationen nicht logisch und daher schwer zu merken waren. Auf Fehler reagierten die Servodec. tückisch: Unter Umständen geriet man in eine Schleife, aus der man nur durch das Ausschalten des Servos wieder herauskam. Nicht selten stellte sich heraus, daß das Programmieren nicht erfolgreich war, also fing man wieder von vorne an. Die Decoder hatten also die Einstellungen nicht gespeichert, obwohl sie zunächst eine positive Rückmeldung beim Programmieren gegeben hatten; das trat schließlich so oft auf, daß ich bei nicht wenigen Decodern auf die Rückmeldung verzichtete, weil die betreffenden Adressen doch nicht gespeichert wurden. Noch schlimmer – einzelne Dec. „vergaßen“ nach einer Weile ihre Informationen - mitten im Betrieb! - und bedurften der erneuten, mühsamen Programmierung. (Da ist es schon sehr hilfreich, daß mit WDP geprüft werden kann, ob der Dec. seine Stellung rückmeldet, so daß der Zug bei deren Ausbleiben gar nicht erst losfährt.) Ich habe halbe Nächte im Moba-Keller zugebracht.
Das war aber nur der Anfang. Die Rautenhaus-Servodecoder hatten die höchst ne-gative Eigenschaft, beim Einschalten des Strom völlig unmotiverte, heftige Ausschläge der Servos zu veranlassen, die auf Dauer zu einer Beschädigung einzelner Weichen führten – die Servos sind schließlich sehr kräftig. Auch nach diesen „Fußtritten“ waren einzelne Servodec. nicht dienstbereit, sondern ließen die Servos leicht hin- und herpendeln, waren für Steuersignale nicht ansprechbar und gaben keinerlei Rückmeldung. Das konnte bei einzelnen Servodec. bis zu einigen Minuten dauern. Auf Anraten von Herrn Radtke, der die Rautenhaus-Produkte vertreibt, habe ich die Spannung des Versorgungsstroms erhöht, was aber nur vorübergehende Besserung brachte.
Nach dem Einbau von ca. 12 Servodecodern und einer nicht kleinen Anzahl von Belegtmeldern gab es Probleme mit dem SX-Bus: Plötzlich wurden alle RM-Kontakte als belegt gemeldet, und es kam immer häufiger vor, daß scheinbar unmotivert die Rautenhaus-Schnittstelle einen – von mir nicht veranlaßten – Nothalt meldete. Lezteres wurde immer häufiger, so daß schließlich die Anlage kaum mehr als wenige Minuten betrieben werden konnte, ohne daß ein Nothalt eintrat. Ein normaler Betrieb war also nicht mehr möglich.
Herr Radtke – bis dahin hilfsbereit und kulant – verwies nach der Mitteilung, daß Stärz-Belegtmelder verwendet werden, mit großer Geste auf den Konkurrenten, des-sen Produkte selbstverständlich für den faktischen Stillstand der Anlage verantwort-lich war. Damit war für ihn der Fall erledigt.
Nach wochenlangen vergeblichen Versuchen, den Fehler durch Ab- und Abkoppeln einzelner Dec. an den SX-Bus zu finden, war mit meinem Latein am Ende.
b. Herr Stärz war zwar sicher, daß seine Produkte die Fehler nicht verursachten, war mir aber nach Kräften behilflich. Andere Servodec. konnte er mir damals aber noch nicht liefern, da diese sich erst in der Entwicklung befanden.
Ich lernte aber einen Elektroniker kennen, der sich mit SX genauestens auskennt. Mit dessen Hilfe habe ich den Fehler eingekreist. Auf sein Anraten habe ich die bis dahin mit Wechselstrom versorgten Rautenhaus-Servodec. durch Vorschalten von Gleichrichtern auf Gleichstrom umgestellt und diese Servodec. durch Einlöten von jeweils zwei Kondensatoren modifiziert.
Und siehe da – die Fehler im SX-Bus waren beseitigt! Meine Erleichterung kann man sich vorstellen.
Allerdings funktionierten die Servodec. nach wie vor nicht ordnungsgemäß. Sie streuten zwar nicht mehr in des SX-Bus ein, aber das geschilderte, schädlich Zappeln beim Einschalten des Stroms und das gelegentliche „Einschlafen“ eines Decoders, so daß er nicht mehr reagierte, waren immer noch vorhanden. Immerhin konnte die Anlage nunmehr einigermaßen betrieben werden.
2. Natürlich war ich darauf erpicht, die Servodec. – da unsichere Kantonisten – schleunigst loszuwerden.
Vor einigen Monaten konnte Stärz endlich liefern. Der Unterschied ist durchschlagend:
Die Servodec. von Stärz sind leicht zu programmieren. Ich habe dafür nicht ein Zehntel der Zeit gebraucht, die vorher nötig waren. Auf Eingabefehler reagiert das System gutmütig: Falsche Angaben werden schlichtweg nicht entgegengenommen. Man beginnt schlimmstenfalls wieder von vorn.
Die Bedienungsanleitung ist hervorragend. Hat man sie studiert, legt man sie schnell ganz zur Seite, weil der Aufbau der Programmierung so logisch ist, daß man sich den Ablauf spätestens nach dem zweiten Decoder gemerkt hat. Wenn man sich das zu empfehlende Bedienungsgerät SPF-PIC (Stell-, Programmier- und Fahrpult) von Stärz zugelegt hat, kann man die Programmierung dezentral mit Display vornehmen, so daß Fehler kaum vorkommen. Das hat viel Spaß gemacht – vor allem auch deshalb, weil man alle 3 Stell- und alle 3 Rückmeldeadressen in einem Zug eingeben kann, nicht muß. Ich verwende für die Weichen den seinerzeit von Rautenhaus gelieferten Servo ES 5, u.a. zu beziehen über Conrad Electronic.
Irgendwelche plötzlichen Ausschläge der Servos im Betrieb kommen nicht mehr vor, vielmehr können die Servos so langsam und präzise eingestellt werden, daß ein vorbildlichgerechter Weichenbetrieb sichergestellt ist. Das Ganze läuft zuverläs-sig, die Rückmeldungen sind präzise. Schaltet man den Strom ein, herrscht nunmehr wohltuende Stille auf der Anlage.
Ein weiterer Vorteil liegt darin, daß durch einen Dec. drei Servos gesteuert werden können, bei einem Parallelgleiswechsel sogar vier. Zudem kann man sie noch leichter selber bauen als die Belegtmelder.
Empfehlenswert für einen zuverlässigen Betrieb der Servos sind zwei Maßnahmen, die man als sorgfältiger Anlagenbetreiber ohnehin einhält:
a. Unter Systemsteuerung – Programmeinstellungen – Generelles wird eingestellt, daß das Programm beim Start die aktuelle Stellung der Weichen etc. schaltet.
b. Nach einem Ausschalten des SX-Busses, z. B. zum Einbau neuer Decoder, wird auch WDP neu gestartet.
Durch diese zuverlässige Steuerung habe ich mich nunmehr auch an die Bewegung der Lokschuppentore gewagt. Unter Verwendung des Mini-Servo von Uhlenbrock (Nr. 81410) kann ein (scheinbar) stufenloses Bewegen des Tores in angemessener Langsamkeit ohne weiteres erreicht werden. Und ich habe auch nicht mehr die Befürchtung, daß mir der Servo durch ruckartige Bewegungen die Tore zerreißt.
Ich wünsche allen Nutzern viel Erfolg!
Freundliche Grüße aus dem Bergischen Land!
Michael Bovensiepen