Hallo MOBA-Kollegen,
nachfoldend möchte ich meinen (Leidens)Weg vom Analogbahner bis zur Digitalisierung über PC am Beispiel meiner MOBA-Anlage beschreiben.
Ich war ein absoluter Verfechter, Computer braucht meine MOBA nicht.
Weichen schalte ich nur per Stellpult, Fahren über die M* 6021. Hatte auch den Vorteil, jeder meiner Söhne hat ein eigenes Fahrpult hat und wir konnten gemeinsam „Spielbetrieb“ machen. Lästig war immer, dass man oftmals nicht wusste, welche Decodernummer ein Lok hatte, bzw. wo die Weiche W23 sitzt. Auch war die Wiederübernahme einer bereits laufenden Lok am Fahrpult zwar einfach, aber auf welcher Geschwindigkeit habe die eigentlich eingestellt gehabt? Bei Erwachsenen, die manchmal an „Alzheimer“ leiden, kann dies ein Problem sein. Waren mehrere Loks unterwegs ist oft schwer erkennbar, wo diese gerade waren. Welche Weichenstellung war aktuell. Welche Weiche musste gestellt werden, damit die Züge sicher fahren. Dann hat es leider öfters gekracht, oder Zusammenstöße konnten nur mit einem Nothalt vermieden werden.
Irgendwann wollte ich mir ein Gleisbildstellpult (GBS) selbst anfertigen. Damit wollte ich zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen: Die Örtlichkeit einer Weiche war eindeutig und über Rückmelder konnte ich dann sehen, welches Gleis besetzt ist. Das Fahren war noch immer mit 6021er Komponenten angesagt. Ich bin aber aus dem GBS-Planungsstand nie herausgekommen, da ich wegen des hohen Herstellaufwandes mich davor gescheut habe. Bei einer Größe von 60x100 cm habe ich auch ein Platzproblem gehabt.
Die nächste Variante, die ich realisiert habe, war, dass ich für die Hauptstrecken Blockstellen eingerichtet habe, die ich mit einer Softwaresteuerung +PC (Softlok) und M* 6051 realisiert habe. Hat eigentlich gut funktioniert. Die eingebauten Stoppgleise der Blockstrecken wurden nach alter M* Logik einfach über Schaltdekoder geschaltet. Somit hatte ich eine ausreichende Sicherheit in diesem Bereich, sowie im Schattenbahnhof erreicht. Die Weichen der Hauptstrecke und des Schattenbahnhofes habe ich nun über ein Bildschirm-GBS geschaltet. Um auch ohne Rechner Weichen schalten zu können, wurden die vorhandenen Weichenstellpulte parallel zu den Dekoderausgängen verdrahtet (man traut ja einer Software nicht). Aber eigentlich habe ich diese Taster nie genutzt, weil es zur Routine wurde, mit dem einschalten der Eisenbahnsspannungsversorgung auch den Rechner hochzufahren. Besetzte Gleise der Hauptstrecken und Weichenstellungen wurden dort auch angezeigt. In den Bahnhofsbereichen waren nach wie vor Stellpulte zur manuellen Bedienung zur Schaltung der Weichen und Signale vorhanden. Die Loks wurden immer noch über die 6021 angesteuert.
Da mich die altmodische Bedienung der 6021er Geräte immer mehr gestört hat, habe ich mir überlegt eine andere Zentrale anzuschaffen. Aber egal, für welches System man sich entscheidet, es ist eigentlich nur unflexible Hardware mit fest programmierten Funktionen. Auch konnte ich mich nicht mit der Bedienung solcher Geräte anfreunden. Das dauernde blättern in Menüs war mir ein Graus. Wenn man mit solchen Geräten nicht regelmäßig arbeitet, wird die Bedienung zum Frust, weil man oftmals Menüs suchen muss. Auch hat mich abgescheckt, dass man mit Festlegung auf ein System sich eigentlich für Jahre auf ein Fabrikat festlegt.
Irgendwann habe ich mich entschieden, meine „Anlagenphilosophie“ neu zu überdenken. Heraus kam, dass ich alle Funktionen (Bedienen, Fahren, melden, stellen, sichern) ausschließlich per Software realisieren werde. Ich habe mich nach intensiver Suche für WDP entschieden. Softlok habe ich nicht weiterverwendet, weil die Schrittkettenprogrammierung ätzend war. Auch die Bedienung der Loks entspricht dort nicht meinen Vorstellungen. Bei WDP kann ich einfach Lokfenster öffnen und habe alle zurzeit auf der Anlage fahrenden Lokdaten auf dem Bildschirm. Es ist schon toll, endlich ein vollständiges GBS auf dem Bildschirm zu haben, auf dem die gesamte Anlagensteuerung und Überwachung enthalten ist. Die Anbindung und Rückmeldung erfolgt zu diesem Zeitpunkt noch noch über das M* Interface. Jetzt habe ich mir einen zweiten Bildschirm (22“) zugelegt. Auf dem neuen Monitor wird das GBS, auf dem anderen (19“) wird die Lokbedienung, Gleisbilderstellung, etc. angezeigt. Einfach optimal. Die 6021er habe ich seit dieser Zeit nicht mehr zum Hand-Fahren verwendet. Der WDP-Lokmonitor ist für mich genau das richtige Bedien- und Steuerungselement.
Gestört hat mich jetzt nur noch die langsame Datenübertragung des Interfaces von und zur Anlage. Zum Beispiel habe ich zwei Loks von M* und Rocco mit Sounddekoder in Betrieb. Die Ansteuerung erfolgt über WDP-X über das Interface 6051. Wenn ich den Button der Lokpfeife oder Horn drücke erfolgt, wenn überhaupt, eine Signalisierung erst nach 5-10 Sekunden. Auch die Verlängerung der Tastzeit hat keine bzw. nur eine geringfügige Verbesserung gebracht. Das ist kein Phänomän von WDP, sondern verursacht durch die Datenübertragungszeiten des M*6051.
Auch das Rückmelden war zeitlich nicht optimal. Um die steigende Anzahl von Rückmeldern (alle Strecken und Bahnhöfe) getrennt vom M* 6051 zu verwalten, wollte ich von LDT ein HSI-88 zur Rückmelderanbindung einsetzen. Just zu diesem Zeitpunkt wurde vom selben Hersteller ein Kombigerät (DiCo) beworben. Jetzt habe ich mir dieses Gerät besorgt und je nach Geräteausführung, für ca 60-100€ Mehrkosten ein Hardwarebauteil, dass meinen Vorstellungen entspricht. Es gibt dann meiner Meinung nach keine unflexible Hardware mit festprogrammierten Funktionen mehr. Eine Bedienung über die Zentrale brauche ich nicht, dank WDP. Die vorhandenen M* Digitalgeräte 6021 +6051 habe ich als Zweitsystem zur Ansteuerung meiner Magnetartikel verwendet. Somit kommen sich Schalten und Fahren nicht mehr ins „Gehege“. Die nicht mehr benötigten Fahrgeräte werde ich bei eBay „verscheuern“. Ein Hintergedanke war auch, wenn die DiCo nichts taugt, kann ich Sie immer noch als vollwertiges HSI-88 einsetzen, ohne viel Geld zu in untaugliche Geräte zu investieren.
Ich bin mit dem eingeschlagenen Weg sehr zufrieden. Nach anfänglichen Problemen (falsche Parametrierung des integrierten HSI-88, durch mich), arbeitet alles störungsfrei. Die DICO erfüllt meine Anforderungen ohne „Wenn und Aber“. Das starten der Programme Digital S-Inside + WDP erfolgt über das Windows-Startmenü und dauert, je nach Tagesform meines Rechners, insgesamt nur 35-45 Sekunden.
Zur Programmierung meiner Loks bin ich zur Zeit noch auf die 6021 angewiesen. Ich habe deshalb einfach einen mehrpoligen Umschalter nach dem Digitalausgang zu einem Abstellgleis einverdrahtet. Zum Programmieren wird die Versorgung des Gleises vom zugehörigen Fahrboster auf die 6021 umgeschaltet.
Da die bisherige NOT-Abschaltung über meine M*-Fahrgeräte nicht mehr gegeben war, habe ich in eine zusätzliche Hardwaresteuerung zur Abschaltung der Booster-Spannungsversorgungen mittels mehrerer Taster am Anlagenrand, Stromstoßrelais und Schaltrelais realisiert. Über die dadurch auftretende "Boosterrückmeldung Notabschaltung (Überstrom)“ wurde WDP gesperrt. So kann ich schnell reagieren, wenn ein Crash droht. Sicherheit geht vor und Hardware ist oftmals zuverlässiger.
So bin ich im laufe der Zeit von einem ehemaligen „Hardwarefahrer/Bediener“ zu einem „Softwarebahner“ geworden. Vor drei Jahren hätte ich jeden noch für „verrückt“ bezeichnet. Aber so ändern sich die Zeiten. Das ist sicher noch nicht das Ende. Je mehr man sich mit WDP befasst umso mehr Ideen fallen mir dann zur Anlagensteuerung ein.
Ergänzung 7.6.2008:
Wie heißt es so schön „man wächst mit den Aufgaben“, nutze ich zwar WDP überwiegend zur manuellen Steuerung über das Anlagenbild, .jedoch auch ein Automatikbetrieb entsteht langsam. Da sich mehre Anlagen in WDP erstellen lassen, habe ich mir eine zweite Anlagensteuerung mit den identischen Gleisbildinhalten aus Anlage 1 angelegt/einkopiert. In der Anlage 2 entsteht langsam ein automatischer Betrieb, eigentlich nur zu Vorführzwecken“. Das umschalten zwischen den beiden Anlageversionen ist einfach durchzuführen.
Zusätzlich habe ich mir einen Watchdog-Baustein zur Überwachung des Digitalsystemes „Fahren“ gegönnt. Ich habe das Modul jedoch nach vielen Telefonaten und Mails wieder erstmal deaktiviert, bis der Software-/Kommunikationsfehler beseitigt ist.
Gruß
Michael (der jetzt sich wieder seinem Job zuwendet)