Autor Thema: Blockstellen versus Lokadapter mit Brems- und Beschleunigungsfunktion  (Gelesen 2638 mal)

Offline Schulz

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Liebe Modellbahner,

nach 40 Jahren und einem schweren Motorradunfall habe ich mein altes Hobby wiederbelebt.
Ich baue zur Zeit eine erweiterungsfähige Anlage (z.Z.: 6,00 m * 2,50 m) auf, die ich digitalisieren möchte.
Das Handbuch zu WIN-Digipet habe ich schon zweimal gelesen (aber nicht unbedingt alles verstanden ;-))).
Mit Software kenne ich mich relativ gut aus. Trotzdem befürchte ich, dass ich Euch in diesem Forum noch viele Anfängerfragen stellen werde.

Hier meine ersten Fragen:
Soweit ich mich erinnere, sind bei einer Blockstelle mindestens drei Abschnitte notwendig, die jeweils eine Rückmeldung zum PC liefern. Im Handbuch werden jedoch weitere Abschnitte (6) aufgezeigt, die zur Steuerung sinnvoll / notwendig sind. Meines Wissens gibt es aber Lokdecoder mit Anfahrbeschleunigung und Bremsverzögerung.
1. Steuert man nun diese Beschleunigungen und Bremsungen besser mit zusätzlichen Abschnitten
    oder mit dem Lokdecoder? Wo liegen die Vor- und Nachteile von Lokdecodern?
2. Was ist mit weniger Aufwand verbunden? (ca. 100 Züge / stark vernetzte Strecke mit zahlreichen Blockstellen,
    mit einem großen Hauptbahnhof, einem kleinen Bergbahnhof, zwei kleinsten "Durchgangsbahnhöfen"
    und einem sehr großen Schattenbahnhof)
3. Was ist kostengünstiger?

Herzlichen Dank für Eure Antwort.

Alter Fritz

Offline Jürgen Gräbner

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Re: Blockstellen versus Lokadapter mit Brems- und Beschleunigungsfunktion
« Antwort #1 am: 21. November 2007, 14:53:09 »
Hallo Fritz,

wilkommen hier im Forum.

zu 1. In meinen Lokdecodern ist die ABV (Anfahr und Bremsveerzögerung) so eingestellt, dass die Lok nicht ruckartig auf die Reglerbewegung reagiert, aber auch noch "am Regler hängt" und nicht die Fahrbefehle sehr verzögert umsetzt.
Wie schnell eine Lok beschleunigen soll, hängt von den Gegebenheiten auf der Anlage ab. Im unsichtbaren Bereich können andere Werte (schneller beschleunigen und bremsen) als im sichtbaren Bereich eingestellt werden. Dies erreiche ich durch die Profile. Damit kann ich auch wenn der Bremskontakt kürzer ist schneller Brems, oder wenn er länger ist langsamer.
2.) Da eine Einstellung an der Lok dann für die ganze Anlage gilt, stellt sich für mich die Frage nicht, da ich unterschiedliches Bremsverhalten an den unterschiedlichen Stellen der Anlage haben will.
3.) Einen Bremskontakt solltes du immer einplanen. Weitere Kontakte im Block kannst Du "nach Gusto" einplanen. Wie teuer das wird, hängt davon ab, wechels Gleissystem Du einsetzten willst, für "Pickelbahner" ist es günstiger als für "Gleichströmer" ;)
Viele Grüße
Jürgen
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Offline Kalle

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Re: Blockstellen versus Lokadapter mit Brems- und Beschleunigungsfunktion
« Antwort #2 am: 21. November 2007, 15:03:56 »
Hi H. Fritz Schulz, (nehme an ist richtig, zumindest besser als "Alter Fritz"),

erstmal herzlich Willkommen hier im Forum. Zukuenftig kannst Fragen stelle, auch Antworten geben, wie Dein Herz begehrt.

Zuerst versuche ich mal einiges klarzustellen - nach meinem Gutduenken.

Ein Block waere hier ein Meldeabschnitt, mit dem kann man alles anstellen was man will, da ja in der Lok nur ein elektronischer Lokfuehrer sitzt.

Eine Fahrstrasse wuerde dann aus mehreren Meldeabschnitten sich zusammensetzen, z. B. erster Abschnitt Geschwindigkeit hoch. Zweiter Abschnitt, - Bremsen einleiten, - Dritter Abschnitt, Lok anhalten.

Mehrere Fahrstrassen werden vorteilhaft zu einer Zugfahrt zusammengefasst, d. h. die Fahrt des Zuges hat einen Startpunkt und einen Zielpunkt wobei der Zielpunkt auch der Startpunkt fuer die naechste Fahrstrasse oder Zugfahrt ist oder sein kann.

Zusaetzliche Meldeabschnitte, egal ob innerhalb einer Fahrstrasse oder solo werden benutzt um Sonderfunktionen auszuloesen, Licht aus, Hupe laut usw. Die Funktionen koennen weiterhin auch mit den Mindest-Meldeabschnitten ausgeloest werden.

Einfach betrachtet sind die Meldeabschnitte die "Augen" des Combjuders worin sich der Fahrdienstleiter, hier WDP bequem gemacht hat und dem elektronischen, "blinden" Lokfuehrer (Dekoder),  die Anweisungen erteilt.

Zum Dekoder: Klar kann man die Einstellungen des Dekoders zum Anfahren und Bremsen einstellen wie man wuenscht.
Besser ist es jedoch, die ABV so einzustellen, dass die Spruenge zwischen den Fahrstufen nicht mehr zu bemerken sind.
Alles andere kann man mit WDP in den einzelnen Abschnitten viel besser regeln, z. B. in kurzen Bremsabschnitten schnell die Fahrstufen "runterschalten", in langen Bremsabschnitten entsprechend langsam "runterschalten", sieht viel besser aus. Der Lokdekoder kann ja nicht feststellen ob die og. Bremsstrecke lang oder kurz ist.






 
Viele Grüsse
Karl

Offline Bernd Sorgenfrei

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Re: Blockstellen versus Lokadapter mit Brems- und Beschleunigungsfunktion
« Antwort #3 am: 21. November 2007, 18:30:53 »
Hallo Fritz,

wenn ich die Frage nicht falsch verstanden habe, handelt es sich doch um zwei verschiedene Aspekte: Im Lokdecoder kann festgelegt werden, wie sich die Geschwindigkeit ändert, also die Größe von Beschleunigung und Verzögerung. Die Rückmeldungen von der Strecke legen aber fest, wo sich die Geschwindigkeit ändern soll. Dafür sind sinnvollerweise je Blockabschnitt (den ich als Fahrstraße definiert habe), also jeweils dem Abschnitt zwischen zwei Signalen, 3 Kontakte vorzusehen, aber auch ausreichend. Das sind der Start-, ein Brems- und dann der Zielkontakt. Dabei ist der Zielkontakt einer Fahrtraße ja schon wieder der Startkontakt der nächsten. In Geld gerechnet braucht man also zwei pro Fahrstraße. Allerdings: zusätzliche Kontakte bringen noch mehr Steuerungsmöglichkeiten, die die Lokdecoder nicht leisten können.
Herzliche Grüße
Bernd Sorgenfrei
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Gian Bott

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Re: Blockstellen versus Lokadapter mit Brems- und Beschleunigungsfunktion
« Antwort #4 am: 21. November 2007, 20:05:20 »
Hallo,

In Geld gerechnet braucht man also zwei pro Fahrstraße
...aber nur dann, wenn nur in eine Richtung gefahren wird. Ich, mit nur Einspurstrecken, benötige mindestens Drei, damit ich in beiden Richtungen fahren kann. Das heisst folgende, symetrische Reihenfolge: kurzer STOPP Abschnitt (ca. 40 cm), Brems Abschnitt (ca. 100 cm), evtl. Fahrabschnitt beliebiger Länge, Brems Abschnitt (ca. 100 cm), kurzer STOPP Abschnitt (ca. 40 cm), alle Masse für H0. In Geld rechne ich aber nicht ;).

Die Verzögerung bei den Lokdecodern stelle ich so ein, dass sie bei Handreglerbetrieb gute Regeleigenschaften haben und die Loks auch bei Steuerung durch WDP auf meinem Teststück rechtzeitig anhalten. Die Anfahrverzögerung kann für mich nicht genug träge sein, so dass in WDP sehr kleine Werte eingestellt sind. Ich glaube aber, dass da jeder andere "Bedürfnisse" hat, weshalb genaue Angaben eigentlich nicht möglich sind.

mit freundlichen Grüssen

Gian

Offline Bernd Sorgenfrei

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Re: Blockstellen versus Lokadapter mit Brems- und Beschleunigungsfunktion
« Antwort #5 am: 22. November 2007, 09:57:07 »
Hallo Gian,


 In Geld rechne ich aber nicht ;).


braucht ihr Schweizer ja auch nicht; ihr habt ja den Fränkli. Aber im Ernst: Natürlich gilt das Gesagte nur für zweigleisige Abschnitte. Ich habe ohnehin alle Strecken durchgängig mit RM versehen, also zwischen Start- und Bremskontakt mindestens einen zusätzlichen RM vorgesehen. Zum einen dient es der Sicherheit, falls mal ein Fahrzeug liegen geblieben ist. Und zum anderen hat man mehr Steuerungsmöglichkeiten. Es gibt ja viele Situationen, wo ein Geschwindigkeitswechsel vorbildgerecht ist, vor Kurven z.B.. Natürlich muss man trotzdem manchmal "in Geld" denken. Dafür wurde schon mehrfach der Tipp gegeben, im Zweifel einen Kontakt mehr vorzusehen, den man ja zunächst überbrücken kann.
Herzliche Grüße
Bernd Sorgenfrei
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Gian Bott

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Re: Blockstellen versus Lokadapter mit Brems- und Beschleunigungsfunktion
« Antwort #6 am: 22. November 2007, 10:32:23 »
Hallo Bernd,


 In Geld rechne ich aber nicht ;).
braucht ihr Schweizer ja auch nicht; ihr habt ja den Fränkli.
Das wir auch sauer verdienen müssen und bei unseren Lebenshaltungskosten letztendlich nicht mehr übrig bleibt als in Deutschland. Das weiss ich vor allem deshalb, weil sich meine immer mehr werdenden (finde ich für die Schweizer Wirtschaft sehr positiv) deutschen Arbeitskollegen und - kolleginnen entsprechend äussern, nachdem sie ein halbes Jahr bei uns verbracht haben. So wirken unsere Nettolöhne auf den ersten Blick relativ hoch, weil meist vergessen wird, dass davon noch der Steueranteil, die Krankenkassenprämien usw. noch abgezogen werden müssen. Ist dann die hohe Wohnungsmiete auch noch bezahlt, bleibt zum Leben, vor allem weil der Euro so stark ist und unsere Lebensmittelpreise auch viel höher sind (auch mit Aldi), nicht mehr viel zum Leben (oder die MOBA). Soviel zum "Fränkli" - mir wäre der Euro sowieso lieber.

Zitat von: Bernd Sorgenfrei
Natürlich muss man trotzdem manchmal "in Geld" denken. Dafür wurde schon mehrfach der Tipp gegeben, im Zweifel einen Kontakt mehr vorzusehen, den man ja zunächst überbrücken kann.
Bei der MOBA denke ich natürlich auch in Geld, so baue ich meine GBM's, Booster, Weichendecoder, Kehrschleife usw. heute aus Bausätzen zusammen - aber bei der Anzahl der Rückmeldestrecken denke ich nur an die MOBA und nicht an Geld, kostet doch ein Rückmelder nur ca. € 3.75.

Würde ich bei der MOBA an Geld denken - hätte ich schlicht Keine :( (mehr).

mit freundlichen Grüssen

Gian

Offline Kalle

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Re: Blockstellen versus Lokadapter mit Brems- und Beschleunigungsfunktion
« Antwort #7 am: 22. November 2007, 11:17:54 »
Hi,

da sind die s-88´s doch sehr guenstig. Als Bausatz bei bekannten Firmen von Leuten hier aus dem Forum pro RM-Kontakt ab 78 ct. RM´s mit Stromabtastung ab 150 ct. Weiss nicht warum die M-Leute soviel meckern, die RM´s von Muttern kann man eh nicht als Mess-Stab nehmen, sind trotz einfachst-billigster Technik und Bauteile mit einem wohl "vergoldeten (sieben ASCII-Zeichen" Gehaeuse versehen, anders kann ich mir den Preis nicht erklaeren.  Loks von Muttern sind doch auch preislich relativ hoch angesiedelt. Schon der Verzicht auf eine "mittlelpreisige"Lok, man kann eine riesige Anlage verschwenderisch mit RM´s  versehen - glaube bald, haben wollen teure Loks ohne Ende und das Zubehoer umsonst. Eigentlich ist die Anzahl der RM´s bei "Pukoisten" kein Diskussionsthema.
(Grosser Hinweis: Die Preisangaben sind etwas willkuerlich ausgewaehlt, mit etwas +/-Toleranz kommt´s schon hin und wer zu faul ist zum loeten oder loeten zu ueben, der soll auch etwas mehr bezahlen und trotzdem ist die s-88-Story immer noch die Billigste.)
Viele Grüsse
Karl

Offline Schulz

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Re: Blockstellen versus Lokadapter mit Brems- und Beschleunigungsfunktion
« Antwort #8 am: 24. November 2007, 18:43:43 »
Hallo!

Erst mal vielen Dank für die Beiträge. Ich habe einiges gelernt, ich glaube nun zu wissen, dass ich ein „Pickelbahner" (=Märklinist) bin. Aber Spaß beiseite, ich möchte selbst noch mal zusammenfassen, vielleicht kann der eine oder andere falsche Aussagen korrigieren.

1.   Mit „Meldeabschnitten“ kann ich die Loks an verschiedenen Stellen der Anlage differenzierter steuern
             als mit dem Lokdecoder, der an jeder Stelle immer die gleich „Prozedur“ durchführt.
2.   Der Lokdecoder sorgt dabei lediglich für „gleitende Übergänge“.
             Das Bremsen und Beschleunigen erfolgt nicht abrupt, sondern dynamisch.
3.   Meldeabschnitte kann man vorsehen, man muss sie ja nicht nutzen,
             falls die Kosten für ein Rückmeldemodul zu hoch sind.
4.   Rückmeldemodule kann man sehr preisgünstig selbst bauen; ich selbst bin aber kein großer Löter.
             Wer kennt günstige, aber absolut funktionsfähige RMs? Bei der „Mutter“ möchte ich jedenfalls nicht kaufen.
             Welche S-88-Story ist gemeint?

Herzliche Grüße

Fritz