Autor Thema: Wozu dienten Vorlaufachsen  (Gelesen 4794 mal)

Offline Friedel Weber

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Wozu dienten Vorlaufachsen
« am: 05. März 2011, 14:01:33 »
Hallo an alle Experten

Fast alle Dampfloks haben Vorlaufachsen, teilweise sogar zwei als Drehgestell oder Nachlaufachsen.
Wozu dienten die?

Die Dampfloks sehen ja sehr schön aus, und vielleicht hat sie die DRG ja auch nur gebaut, damit wir heute die schönen Modelle fahren können. ;D  Aber vielleicht gibt es doch noch andere Gründe.

Lt. Wikipedia sollen die Radsätze einen Teil des Gewichts von den Kuppelachsen nehmen, da deren Achslast oft aufgrund des Schienen-Oberbaus der limitierende Faktor für das Lokgewicht war. Okay, aber warum hat man dann nicht eine Kuppelachse mehr gebaut???

Bei leichten Schnellzügen ist das Problem des Durchrutschens beim Anfahren und an Steigungen vielleicht nicht so gravierend. Aber zumindest das Bremsverhalten wäre mit einer zusätzlichen Achse anstelle von einem Vorlaufdrehgestell besser gewesen.

Bei schweren Güterzugloks hat man ja schon mehr Kuppelachsen gebaut, aber bei allen Loks der BR 41 - 50 existiert dennoch zumindest eine Vorlaufachse.

Warum?

Ich bin ja mal durch Zufall an eine Sammlung von Bildern historischer Loks aus der Türkei gekommen:
http://www.moba-tipps.de/dampfloks.html

Auch die haben überwiegend eine Vorlaufachse allerdings mit größeren Rädern und immer nur einfach.

Also, irgend einen Grund muss es geben, dass dieses System überall angewandt wurde.
Wer kennt ihn???

Viele Grüße
Friedel Weber
« Letzte Änderung: 05. März 2011, 14:05:24 von Friedel Weber »
Viele Grüße an alle Modellbahner
Friedel Weber

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Offline Bernd Sorgenfrei

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Re: Wozu dienten Vorlaufachsen
« Antwort #1 am: 05. März 2011, 14:59:27 »
Hallo Friedel,

es stimmt schon, was du gelesen hast: Die Belastungsfähigkeit des Oberbaus ergibt sich aus der max. Radsatzlast, d.h. der Verteilung der Fahrzeugmasse auf alle Radsätze.  Dampflok waren sehr schwer, also brauchten sie entsprechend viele Radsätze.

Die Traktionsfähigkeit (Zugkraft) ergibt sich aber nur aus den angetriebenen Radsätzen (Radsatzlast multipliziert mit dem Reibungskoeffizienten).

Deshalb ist die Überlegung natürlich richtig, alle Radsätze, die man aus der max. Radsatzlast benötigt, auch anzutreiben. Bei modernen Fahrzeugen macht man das auch. Neueste Triebzüge haben sogar an jedem Radsatz einen Fahrmotor. Bei Dampflok aber ist der Stangenantrieb eine sehr aufwendige Angelegenheit. Man muss deshalb einen wirtschaftlichen Kompromiss finden. Schwere Güterzuglok hatten ja durchaus 5 angetriebene (gekuppelte) Radsätze, während Schnellzuglok, bei denen es eher um Geschwindigkeit als um Zugkraft ging, mit dreien auskamen.

Übrigens: Für die Bremsleistung ist die Zahl der gebremsten Radsätze im Verhältnis zum Fahrzeuggewicht maßgebend. Auch Laufachsen können durchaus gebremst sein.
Herzliche Grüße
Bernd Sorgenfrei
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Offline Friedel Weber

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Re: Wozu dienten Vorlaufachsen
« Antwort #2 am: 05. März 2011, 16:50:15 »
Hallo Bernd

Ja, das habe ich mir auch schon so gedacht.

Aber warum haben dann alle schweren Güterzugloks, bei denen es doch auf maximale Traktion ankommt, dennoch eine - und nimmer nur eine - Vorlaufachse?

Viele Grüße
Friedel
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Friedel Weber

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Offline Ralf Krapp

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Re: Wozu dienten Vorlaufachsen
« Antwort #3 am: 05. März 2011, 19:17:32 »
Hallo Friedel,
eigentlich sollte Deine Frage von einem Forumsteilnehmer beantwortet werden, der möglicherweise selbst noch auf einer Dampflok Dienst gemacht hat, denn der sollte das aus dem ff wissen. Vielleicht hast Du ja Glück.
Ich meine, schon mal gelesen zu haben, dass Vorlaufachsen auch etwas mit der Laufruhe zu tun haben sollen. Nicht zuletzt gibt es Vorlaufachsen, die eine gewisse Anlenkung für die Treibachsen bewirken sollen, wenn die Lok in eine Kurve einfährt (z.B. Adams-Achse).  Bekannt sind auch die Bisselachsen. "Bisselachse - nach dem Amerikaner Levi Bissel benannte Lenkachse mit Deichselgestell für Laufradsätze. Der Laufradsatz ist in einem Deichselgestell gelagert und kann seitlich ausschwenken. Eine Rückstellvorrichtung zwingt die Bisselachse wieder in die Mittellage. Im Gleisbogen übernimmt die Bisselachse einen Teil der Führungsarbeit." Zitiert aus "das große Buch der deutschen Lokomotiven", Klaus-Jürgen Vetter, erschienen im Bruckmann-Verlag, Sonderausgabe für Readers Digest 2003.
Aber ich bin kein Lok-Ingenieur oder -Techniker, deshalb kann ich nur gefundene Textstellen wiedergeben. Dennoch hoffe ich, etwas zur Aufklärung beigetragen zu haben.
Grüße aus Obertshausen (Hessen)
Ralf Krapp
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Offline Jürgen Gräbner

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Re: Wozu dienten Vorlaufachsen
« Antwort #4 am: 05. März 2011, 20:52:04 »
Hallo Friedel,

Zitat
Aber warum haben dann alle schweren Güterzugloks, bei denen es doch auf maximale Traktion ankommt, dennoch eine - und nimmer nur eine - Vorlaufachse?

ich liefere nur mal 2 Stichpunkte, die du im Kontext mit dieser Aussage von Bernd bedenken solltest.

Zitat
Man muss deshalb einen wirtschaftlichen Kompromiss finden.

Stichwort 1: Hin- und hergehende Massen
Stichwort 2: Kurvengängigkeit
Viele Grüße
Jürgen
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Offline supermoee

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Re: Wozu dienten Vorlaufachsen
« Antwort #5 am: 05. März 2011, 23:41:09 »
Hallo,

wie hier schon erwähnt, dienen die Vorlaufachsen zur "Führung" der restlichen Achsen. Laufachsen / Drehgestelle sind ja drehbar gelagert, sind leichter und kurvengängiger. Sie leiten die Kurvenfahrt ein, sodass die Lok sanfter in die Kurve fährt.

Auch in der Geraden stabilisieren sie die Lok, die dann nicht mehr so stark im Gleis schlingert.

Wenn man beobachtet, haben schnelle Loks 2 Vorlaufachse, weil bei hoher Geschwindigkeit stärker stabilisiert werden muss. Güterzugloks haben meistens nur eine.
Loks ohne Vorlaufachse fuhren höchstens 50- 60 km/h

Gruss

Stephan
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Korf

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Re: Wozu dienten Vorlaufachsen
« Antwort #6 am: 06. März 2011, 00:39:59 »
Moin, moin Friedel,
vielleicht findest Du hier eine Anwort:
http://de.wikipedia.org/wiki/Dampflokomotive

Offline Friedel Weber

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Re: Wozu dienten Vorlaufachsen
« Antwort #7 am: 06. März 2011, 09:59:29 »
Hallo zusammen

Ich beginne zu ahnen, dass die Konstruktion einer Dampflok doch nicht ganz so einfach war.... ;)

Vielen Dank

Friedel Weber
Viele Grüße an alle Modellbahner
Friedel Weber

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Offline Peter BR44

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Re: Wozu dienten Vorlaufachsen
« Antwort #8 am: 06. März 2011, 18:27:28 »
Hallo zusammen,

diese Vor- und Nachläufer Geschichte gibt es auch bei
Altbau-Eloks zu bestaunen. Dabei fuhr z. B. E19 sogar
180 Km/h und durfte später nur noch 140 Km/h fahren.
« Letzte Änderung: 06. März 2011, 18:33:08 von Peter BR44 »
Viele Grüße Peter
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Re: Wozu dienten Vorlaufachsen
« Antwort #9 am: 07. März 2011, 13:17:02 »
Hallo Friedel,
wie schon an anderer Stelle richtig beschreiben ist das Konstruktionsmerkmal der Vor- und Nachlaufachsen richtigerweise zum einen die Gewichtsverteilung der Lokmasse und auch die Führung des Fahrwerkes im Gleis als da sind der Kurvenlauf und das eindämmen der Schlingerbewegung im Gleisverlauf. Dies gilt für Dampflok's und Elok's gleichermasen. Es gibt noch eine Spezialität, speziel bei der BR 50 und ähnlichen Vor- und Rückwärtsfahrenden Lokomotiven wo bei der Rückwärtsfahrt der Tender mittels einer speziell dafür ausgelegten Lok/Tenderkupplung die Führung bei höheren Geschwindigkeiten ( über 50 Km/h ) der Rückwärtsfahrt übernimmt.
Grüße vom sonnigen eiskaltwindigen Bodensee
Hubert

Offline Peter Ploch

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Re: Wozu dienten Vorlaufachsen
« Antwort #10 am: 10. März 2011, 21:04:57 »
Hallo Friedel,

noch eine Ergänzung zum Vorgesagten.

Die Vorlaufachsen sind auch u.a. dafür da um der Lok, speziell die mit einem langen Kessel der manchmal weit vorsteht, daran zu hindern, daß dieser anfängt "zunicken".

So in etwa habe ich das mal bei einer Heizer/Lokausbildung (Hobby) gelehrt bekommen.

Viele Grüße aus der Reha in Bad Wildungen
Peter
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Peter


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